Vereint und gestärkt: Die BKW Rail AG

Die Fusion von Elbatech und DG Rail zur BKW Rail AG markiert einen bedeutenden Meilenstein für die BKW Infra Services. Sven Behrend, CEO der BKW Infra Services, und Khang Chen, Leiter Business Unit Rail, erläutern im Gespräch, welche Vorteile die Kunden vom neu geschaffenen Unternehmen erwarten dürfen.
Die Fusion von Elbatech und DG Rail zur BKW Rail AG ist ein bedeutender Schritt für die BKW Infra Services. Was war der strategische Gedanke hinter dieser Fusion? Können Sie uns das auch im Kontext der BKW-Strategie «Solutions 2030» einordnen?
Sven Behrend: Dahinter steht die Strategie, die verschiedenen Kompetenzen und Stärken beider Unternehmen zu bündeln. Jede Firma hat ihre eigene Geschichte und regionale Spezialitäten in der West- und Deutschschweiz sowie im Tessin, und wir sahen die Chance, das gesamte Portfolio gemeinsam voranzutreiben. Durch den Zusammenschluss können wir unseren Kunden ein umfassenderes Leistungsportfolio bieten, sprich, sie erhalten alle Dienstleistungen aus einer Hand. Dies entspricht auch unserer BKW-Strategie «Solutions 2030», mit der wir Lösungen für eine nachhaltige Zukunft anbieten wollen. Bahnmobilität ist hierbei ein wesentliches Kernelement.
Khang Chen: Der Eintritt in die Bahntechnik begann schon vor der Akquisition der beiden Firmen. Die Integration der Bahntechnik in die bestehende Organisationsstruktur mit Fokus auf die kritische Infrastruktur mit Energie, Telekommunikation und Wasser war strategisch wichtig, um ein zusätzliches Geschäftsfeld aufzubauen.
Welche neuen oder erweiterten Dienstleistungen kann die BKW Rail AG in Zukunft anbieten? Oder konkreter gefragt: Was dürfen wir uns unter dem 360-Grad-Modell vorstellen?
Sven Behrend: Das 360-Grad-Modell umfasst das gesamte Wertschöpfungsportfolio, von der Idee und Planung, über die Umsetzung bis zur Inbetriebnahme, dem Service und wenn gewünscht die Ausserbetriebnahme und Entsorgung. In der Vergangenheit waren wir oftmals nur in einzelnen Aspekten tätig, aber nun schliessen wir diese Lücke und können den gesamten Lebenszyklus eines Projekts abdecken.
Khang Chen: Ergänzend dazu: Neu sind wir nach drei Marktsegmenten organisiert: Funk, Fahrstrom und technische Anlagen/Kabel/Stellwerke-Aussenmontage. Durch diese strukturelle Erweiterung sind wir fähig, Multiprojekte als Komplettanbieter zu realisieren und unseren Kunden ein komplettes Servicepaket zu liefern.

Was erhoffen Sie sich vom neuen, einheitlichen Auftritt der BKW Rail AG, der die Nähe zur Muttergesellschaft BKW verdeutlicht?
Sven Behrend: Das ist ein sehr wichtiger und interessanter Aspekt für uns. Die Muttergesellschaft BKW steht als Schweizer Unternehmen für eine ausgezeichnete Marktposition, ein starkes Rating und geniesst eine positive Reputation. Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern signalisiert unseren Kunden auch Projektsicherheit und finanzielle Stabilität und unterstreicht, dass die BKW voll und ganz hinter dem Bahnbereich steht.
Khang Chen: Die Kunden schätzen es, auf einen soliden und stabilen Partner zählen zu können, der die Werte der BKW vertritt. Zudem ist die Marke BKW nicht nur in der Schweiz, sondern auch in der DACH-Region bekannt.
Wie wird sich die BKW Rail AG positionieren, um die Führung im Bereich Service und Kundenorientierung zu übernehmen?
Khang Chen: Wir haben uns zum Ziel gesetzt, mit der Fusion zum schweizweit führenden Komplettanbieter in der elektrischen Bahntechnik zu werden. In einem nächsten Schritt wollen wir dank unserer Innovationskraft mit dem 360-Grad-Modell auch führend im Service sein.
Sven Behrend: Die kulturelle Zusammenführung der beiden Unternehmen ist eine Herausforderung. Aus zwei Firmen wird nicht automatisch eine. Wenn es uns gelingt, unsere Mitarbeitenden so zu integrieren, dass wir alle mit derselben Qualität, denselben Standards und den gleichen Ansprüchen auftreten, können wir tatsächlich eine führende Rolle im Bereich Service einnehmen – wir sind zuversichtlich, dass wir diese Ziele erreichen können.
«Durch die Fusion können wir unserer Kundschaft ein umfassenderes Leistungsportfolio bieten und decken den gesamten Lebenszyklus eines Projekts ab.»
Sven Behrend, CEO BKW Infra Services
Sie sprechen es an: Was bedeutet die Fusion für die Mitarbeitenden der beiden Unternehmen? Wie stellen Sie sicher, dass die Mitarbeitenden motiviert an Bord sind?
Sven Behrend: Wir dürfen die Herausforderungen, die diese Fusion mit sich bringt, keinesfalls unterschätzen. Es gibt viele Aspekte, die berücksichtigt werden müssen und im Zentrum stehen die Mitarbeitenden, die Menschen. Am Ende des Tages sind es immer die Menschen, die zählen, nicht die Unternehmen, die Strukturen oder die Bezeichnungen. Entscheidend ist, dass wir alle auf diesem Weg mitnehmen und dass jeder das Neue als besser oder mindestens gleich gut empfindet wie das Alte. Die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, sich in Form von Sounding Boards einzubringen. Wichtig ist, dass wir über die Sprachgrenzen hinweg eine Organisation entwickeln.
Khang Chen: Wir sind das Thema frühzeitig und intensiv angegangen und haben die Mitarbeitenden umfassend über unsere Bahntechnikstrategie informiert – einschliesslich des Ziels, alles aus einer Hand anzubieten. Auch die Fusion und der neue gemeinsame Weg wurden frühzeitig und offen kommuniziert.
Sven Behrend: Auch die persönliche Präsenz ist sehr wichtig. Ich plane, viele Baustellen und Standorte zu besuchen, um die Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu unterstützen und für Fragen zur Verfügung zu stehen.
Welche spezifischen Kundenbedürfnisse können durch die neue Struktur der BKW Rail AG nun besser erfüllt werden?
Khang Chen: Wir bedienen im Wesentlichen die Tendenz, dass Projekte zunehmend als Generalunternehmungsmandate (GU/TU) ausgeschrieben werden. Das bedeutet, dass Kunden komplette Pakete inklusive Planung, Gleisbau, Bahnbau und elektrischer Bahntechnik aus einer Hand wünschen. Das spart den öffentlichen Verkehrsbetrieben viel Aufwand und Koordination.
Inwiefern wird die Kommunikation für Kunden durch die Fusion vereinfacht und welche Verbesserungen erwarten Sie diesbezüglich in der Projektdurchführung?
Sven Behrend: Durch die Fusion haben wir eine klare Struktur geschaffen, die nach Gewerken bzw. nach Leistungsangeboten organisiert ist. Dies bedeutet, dass der Kunde einen einzigen Ansprechpartner hat. Natürlich sind wir immer noch regional verankert. Aber der Kunde hat eine klare Anlaufstelle, was die Kommunikation deutlich erleichtert und effizienter macht.
«Die Kunden schätzen es, auf einen soliden und stabilen Partner zählen zu können, der die Werte der BKW vertritt.»
Khang Chen, Leiter Business Unit Rail, BKW Infra Services
In welcher Weise wird die BKW Rail AG als Komplettanbieter die Projektdauer verkürzen können?
Khang Chen: Einer der grössten Vorteile ist die Reduktion der Komplexität für unsere Kundschaft. Durch die Minimierung der Schnittstellen wird das Risiko verringert und die Qualität der Projekte erhöht. Mit weniger Schnittstellen können die Projektabläufe optimiert werden, was in vielen Fällen auch zu einer Verkürzung der Projektlaufzeiten führen kann. Auch wenn ein Projekt als Gesamtprojekt ausgeschrieben und abgewickelt wird, entstehen effizientere Strukturen, die eine Verkürzung der Realisierungszeit ermöglichen.
Welche Pilotprojekte sind geplant oder bereits in der Umsetzung, um die neue Struktur einzuführen und das Vertrauen der Bahnbetreiber zu gewinnen?
Khang Chen: Wir haben bereits laufende Projekte, bei denen wir die neue Struktur in der Praxis anwenden. Ein Beispiel ist das Projekt «Solothurn-Moutier» in Zusammenarbeit mit der BLS. Dabei handelt es sich um eine 15 Kilometer lange Streckenerneuerung, die komplett gesperrt ist. Wir kümmern uns um den Fahrstrom, die Kabelverlegung und die Telekommunikation. Ein weiteres Grossprojekt ist «Grellingen-Duggingen» der SBB. Hier montieren wir hauptsächlich die Fahrstrom- und Kabelanlagen.
Sven Behrend: Dazu wollen wir den neuen Auftritt unter der Marke BKW und die Struktur aktiv nach innen und aussen kommunizieren. Wir planen Events und Informationsveranstaltungen, bei denen wir uns mit dem neuen Namen und dem Auftritt unter der Marke BKW präsentieren. Dies hilft nicht nur bei der internen Integration, sondern stärkt auch das Vertrauen unserer Kunden und Partner, indem wir ihnen unsere erweiterten Kompetenzen und unser Bekenntnis für hohe Qualitätsstandards direkt vorstellen können.
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