BIM bei BKW: Strukturierte Bauprojekte mit digitalem Rückgrat
Amir Abbaspour, Business Director von BKW Operational Solutions, gibt spannende Einblicke in die Welt des Building Information Managements (BIM). Er erklärt, welche konkreten Vorteile BIM bietet und wie es die Zusammenarbeit und Effizienz verbessert.
Herr Abbaspour, bei BKW Operational Solutions wird BIM nicht nur als Technologie, sondern als integraler Bestandteil moderner Projektprozesse verstanden. Können Sie uns aus Ihrer Sicht kurz und für einen Laien erklären, was BIM genau ist und warum es so wichtig ist?
Amir Abbaspour: Die meisten Menschen denken bei BIM an 3D-Modelle, an Virtual Reality oder an andere schicke Tools. Das ist aber alles falsch: BIM ist kein Tool – es ist eine Denkweise. BIM bringt Struktur in ein Bauprojekt. Es geht darum, Projekte entsprechend ihren individuellen Anforderungen mit digitalen Zwillingen zu planen, zu steuern und zu betreiben – und zwar datenbasiert, transparent und vorausschauend. So schaffen wir Klarheit, bevor der erste Bagger rollt – für alle Projektbeteiligten und über alle Projektphasen hinweg. BIM kann man durchaus auch als besseres Informationsmanagement bezeichnen – denn es schafft Ordnung in der Komplexität.
Welche konkreten Vorteile können Kundinnen und Kunden von BKW Operational Solutions durch den Einsatz von BIM erwarten?
Sie profitieren über den gesamten Lebenszyklus von drei Dingen: Qualität, Klarheit und Kontrolle – von der Planung über die Ausführung bis zum Betrieb. In der Planung erkennen wir Fehler frühzeitig, in der Ausführung sichern wir Abläufe und Mengen datenbasiert ab und im Betrieb schaffen wir eine belastbare Informationsgrundlage für Instandhaltung und Umbauten. Beispielsweise können wir verschiedene Daten wie Geometrien und Bauteilinformationen justieren und spezifische Normen und Richtlinien anwenden, was zu enormen Zeitersparnissen führt. Das erhöht nicht nur die Qualität der Umsetzung, sondern auch die Wirtschaftlichkeit über Jahre hinweg.
Können Sie uns ein Beispiel aus der Praxis nennen, bei dem BIM massgeblich zum Erfolg eines Projekts beigetragen hat?
Im Projekt Batterie Energy Storage System (BESS) Holenbrunn haben wir BIM von Anfang an eingesetzt – mit konkreten Use Cases wie Mengen-, Termine-, Logistik- und Datenmanagement. Denn die Koordination zwischen allen beteiligten Unternehmen muss von Beginn bis Ende eines Projekts sichergestellt sein. Mit BIM können wir einen Terminplan erstellen, der alle Einflussfaktoren berücksichtigt und dafür sorgt, dass Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Dadurch können wir Reibungsverluste vermeiden, die oft durch mangelnde Abstimmung zwischen den Unternehmen entstehen. Die Frage ist nicht, welches Tool das richtige ist, sondern welche Schnittstelle die richtige ist. Entscheidend ist die Zusammenführung der Daten.
Wie trägt BIM zur Steigerung der Transparenz in Bauprojekten bei?
Durch BIM haben alle dieselbe Informationsbasis. Jeder Schritt ist nachvollziehbar dokumentiert – das schafft Vertrauen, reduziert Missverständnisse und stärkt die Zusammenarbeit. Zusätzlich ermöglicht BIM eine frühzeitige Identifikation von potenziellen Problemen, bevor sie kostspielige Auswirkungen auf das Projekt haben.

«BIM schafft Klarheit, bevor der erste Bagger rollt – für alle Projektbeteiligten und über alle Projektphasen hinweg.»
Amir Abbaspour, Business Director von BKW Operational Solutions
Die durch BIM generierten Informationen können individuell und zielgerichtet genutzt werden. Können Sie erläutern, wie das praktisch funktioniert, insbesondere für Beteiligte, die nicht direkt mit einem 3D-Modell arbeiten?
Wir liefern Informationen zielgruppengerecht: Die Bauleitung bekommt Bauphasen-Modelle, der Einkauf Mengenlisten, das Management Dashboards. Jeder Beteiligte soll nur die Informationen erhalten, die für ihn relevant sind.
Inwiefern verbessert BIM die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den verschiedenen Beteiligten eines Bauprojekts?
BIM bringt alle an einen Tisch – digital. Konflikte werden im Modell gelöst, nicht auf der Baustelle. Das spart Zeit, Nerven und Geld. Dabei ist klar, dass die Qualität der Führung entscheidend ist: BIM erfordert Leadership!
Sie betonen, dass Leadership im Zusammenhang mit BIM essenziell ist. Welche Rollen und Verantwortlichkeiten haben Führungskräfte bei der erfolgreichen Implementierung und Nutzung von BIM?
Führungskräfte setzen den Rahmen: Sie geben die Vision vor, schaffen Ressourcen und leben den Kulturwandel.
BIM ist kein IT-Tool, sondern eine Frage von Haltung, Klarheit und Entscheidungsfähigkeit. Leadership bedeutet hier nicht Hierarchie, sondern: Orientierung geben, Kommunikation ermöglichen und Komplexität übersetzen.
Nur wenn jede Rolle – vom Projektleitenden bis zum Modellierenden – Verantwortung übernimmt, kann BIM seine Wirkung entfalten. Führungskräfte müssen diesen Rahmen nicht nur setzen, sondern auch leben: mit Prioritäten, mutigen Entscheidungen und echtem Kulturwandel.
BIM ist kein Technologiethema – es ist ein Führungsauftrag im digitalen Zeitalter. BIM ist kein IT-Thema – es ist Leadership im digitalen Zeitalter. Ohne eine klare Führung und prioritär getroffene Entscheidungen kann BIM nicht erfolgreich implementiert werden.
Sie unterstreichen die Wichtigkeit von Vision und Zielsetzung für den erfolgreichen Einsatz von BIM. Wie konkretisieren Sie dieses Prinzip innerhalb Ihrer Projekte bei BKW Operational Solutions?
Ich bin davon überzeugt: Ohne Vision wird BIM beliebig. Wir definieren mit unseren Kundinnen und Kunden klar die Probleme, die es zu lösen gilt: Wofür machen wir das? Welche Ziele verfolgen wir? Oft ist das Ziel nämlich nicht eindeutig und klar. Deshalb gehen wir bei der Zielsetzung nach dem SMART-Prinzip vor: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Genauso wichtig ist es, die Nicht-Ziele zu definieren – also das, was wir nicht erreichen wollen. Gemeinsam entwickeln wir dann massgeschneiderte Use Cases. Es geht uns darum, die Denkweise und Rolle aller Beteiligten ins digitale Zeitalter zu transformieren und Klarheit sowie Struktur zu schaffen, damit alle Projektbeteiligten effizient zusammenarbeiten können.
«Mit BIM ist jeder Schritt nachvollziehbar dokumentiert – das schafft Vertrauen, reduziert Missverständnisse und stärkt die Zusammenarbeit.»

BIM wird von der Planung bis zum Betrieb eines Gebäudes beziehungsweise einer Infrastruktur eingesetzt. Wie unterstützt BIM die verschiedenen Phasen eines Bauprojekts und welche spezifischen Vorteile bietet es in den jeweiligen Phasen?
In der Planung modellieren wir Varianten. In der Ausführung steuern wir mit Daten. Im Betrieb ermöglichen wir intelligentes Facility Management. BIM ist das Rückgrat des gesamten Lebenszyklus. Jeder Bereich profitiert von massgeschneiderten Informationen für die jeweilige Phase.
Was sind die grössten Herausforderungen, die Unternehmen bei der Implementierung von BIM überwinden müssen und wie unterstützt BKW Operational Solutions Kunden und Kundinnen dabei?
Die grösste Hürde ist der Kulturwandel und nicht das Tool an sich. Wir helfen den Unternehmen, die neue Denkweise zu verstehen: Rollen, Prozesse und Ziele müssen klar definiert und geschärft werden. Dann kommt die Technik fast von allein. Viele denken bei BIM an 3D und futuristische Visualisierungen, aber es geht um viel mehr. Wir helfen unseren Kundinnen und Kunden, diese Transformation strategisch und pragmatisch zu meistern – mit einer klaren Roadmap.
Wie schulen und unterstützen Sie Ihre Kundinnen und Kunden, um sicherzustellen, dass sie BIM effektiv und mit maximalem Nutzen einsetzen können?
Wir setzen auf Training on the Project. Unsere Kundinnen und Kunden lernen dort, wo der Mehrwert spürbar ist – hands-on, nicht in trockenen Seminaren. Zudem haben wir eine Academy gegründet, die praktische Schulungen anbietet. Wir sind Lizenzpartner für verschiedene Tools, die in der Academy getestet werden können.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von BIM und welchen Einfluss wird es Ihrer Meinung nach auf die Bau- und Infrastrukturbranche haben?
BIM wird zum Standard werden. Unternehmen, die frühzeitig investieren, werden schneller, kostengünstiger und qualitativ besser arbeiten – und sie werden talentierte Fachkräfte anziehen. Diejenigen Unternehmen, die den Wandel ignorieren, werden das Nachsehen haben.
«BIM wird zum Standard werden. Unternehmen, die frühzeitig investieren, werden schneller, kostengünstiger und qualitativ besser arbeiten.»
Amir Abbaspour, Business Director von BKW Operational Solutions